Antrag zur Kreistagssitzung am 21.6.2021
Sehr geehrte Frau Wucherpfennig,
die Fraktion Bündnis90/Die GRÜNEN bittet Sie, den folgenden Antrag auf der Tagesordnung des Kreistags am 21.6.2021 zu berücksichtigen:
Beschlussvorschlag:
Der Kreistag des Landkreises Darmstadt-Dieburg beschließt:
- Im Landkreis Darmstadt-Dieburg soll der Anteil an ökologisch erzeugten Lebensmitteln in der öffentlichen Essensversorgung wie Schulmensen, Kantinen der Kreishäuser und Krankenhäuser sowie für Veranstaltungen, Feste und offizielle Anlässe für die der Kreis die Verantwortung trägt, bis 2030 soweit regional verfügbar auf 100% gesteigert werden.
- Der Anteil an Fleisch und tierischen Produkten ist stufenweise zu reduzieren. Das Ziel soll eine Reduktion um 50 % bis 2030 sein.
- Der Kreisausschuss wird beauftragt, einen Stufenplan zur Umsetzung zu erstellen, der dem Kreistag bis 31.10.2021 vorzulegen ist.
- Als nächste Stufe zum gegenwärtigen Ist-Stand soll ein Anteil von 20%an ökologisch und regional erzeugten Produkten bis Ende 2022 erreicht werden.
- Keine Mehrkosten für Mahlzeitenempfänger:innen in der Schulverpflegung. Gegebenenfalls anfallende Mehrkosten beim Einkauf der ökologisch erzeugten Produkte werden für die Mensen und Kantinen vom Landkreis finanziert.
- Stehen bestimmte Lebensmittel nicht in Bio-Qualität aus Deutschland zur Verfügung, sind regionale Produkte zu bevorzugen. Lebensmittel, die nicht in Deutschland oder der EU angebaut oder hergestellt werden können, sind in Bio-Qualität und aus fairem Handel (z.B. Fair Trade, Gepa) einzukaufen und zu verwenden.
- Darüber hinaus bietet der Landkreis Beratung für die Kitas und Betreuungseinrichtungen in den Kommunen an, mit dem Ziel auch hier den Anteil an ökologisch erzeugten Lebensmitteln (stufenweise) zu erhöhen und den Anteil an Fleisch zu reduzieren.
- Dem Kreistag ist jährlich zum 31.01. beginnend im Jahr 2022, ein Monitoring-Bericht über die erreichten Ziele und mögliche Schwierigkeiten vorzulegen.
Begründung:
Der Kreis Darmstadt-Dieburg unterstützt die Ökolandbau Modellregion SÜD darin, die Biowertschöpfungsketten in der Region „vom Acker auf den Teller in der Gemeinschaftsverpflegung“ auszubauen.
Die Ökomodellregion Hessen Süd ist angetreten, den Anbau von biologisch produzierten Produkten auf mehr Flächen zu vergrößern. 1,3 Mio. Einwohner:innen leben in der Modellregion, den Kreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwaldkreis und der Stadt Darmstadt. Diese Gebietskörperschaften verfügen über eigene Kantinen oder organisieren die Schul- bzw. Essensversorgung der Kitas. Es kann unmittelbar Einfluss auf die Abnahme und Verwendung der eingesetzten Lebensmittel genommen werden.
In der Ökomodellregion gibt es zahlreiche Bio-Landwirte und solche, die es werden wollen.
Derzeit mangelt es nicht nur an Bio-Produkten in ausreichender Menge, sondern auch an den Möglichkeiten der Weiterverarbeitung, der Bündelung von größeren Einheiten u.a. für die Versorgung von Kantinen.
Stellen die öffentlichen Einrichtungen ihre Essensversorgung auf mehr Bio-Produkte um, richtet sich der Markt darauf ein. Landwirte können von konventionellem Anbau auf biologische Landwirtschaft umstellen. Weiterverarbeitende und Bündelnde im Bio-Bereich können entstehen oder wachsen.
Die Absatzmöglichkeiten für den einzelnen Betrieb steigen.
Mit der größer werdenden produzierten Menge wird auch der Preis für den Einkauf sinken. Weiterhin wirkt sich kostenreduzierend der Einkauf von saisonalem Gemüse aus.
Tierische Lebensmittel werden unter einer wesentlich höheren CO2-Belastung als pflanzliche Produkte hergestellt. Deshalb muss der Anteil an tierischen Lebensmitteln reduziert werden, um möglichst schnell einen CO2– neutralen Landkreis zu erreichen und dem Klimaschutz gerecht zu werden.
Die öffentliche Hand geht mit gutem Beispiel voran, die längst überfällige Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion hin zu mehr Nachhaltigkeit und weniger Umweltbelastung zu unterstützen. Dies wirkt sich positiv auf den Klimaschutz, den Schutz von Gewässern und Grundwasser sowie die biologische Vielfalt aus. So kann die Versorgung mit biologisch produzierten Lebensmitteln einen wesentlichen Betrag zum Klimaschutz leisten.
Einige Kommunen haben schon beeindruckende Ergebnisse erzielt: Europas Umwelthauptstadt 2014, Kopenhagen, bezieht für ihre Verpflegungseinrichtungen – von der Kinderkrippe bis zum Seniorenheim – inzwischen 90 % der Zutaten in Bio-Qualität. Und das bei nahezu stabilen Preisen für das Essen. Der Schlüssel zum Erfolg: Klare Zielsetzungen auf der politischen Ebene, Verwendung von Frischzutaten statt Convenience-Produkten, drastische Reduzierung von Lebensmittelverlusten und Ausrichtung der Speisepläne auf saisonal gut verfügbare heimische Zutaten.
Berlin, München sowie Bremen haben das Kopenhagener Modell aufgegriffen und eigens zugeschnittene Stufenpläne zur sukzessiven Umstellung auf Biokost entwickelt. Aus diesen Erfahrungen lassen sich geeignete Schritte für eine sinnvolle Vorgehensweise für den Kreis Darmstadt-Dieburg ableiten.
Viele Eltern begrüßen die Versorgung der Kinder mit hochwertigen Lebensmitteln.