1.11.2017 Top 10 , Walter Sydow
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren
Die CDU hat beantragt, dass der Kreisausschuss gemeinsam mit den Hospizvereinen im Landkreis die Errichtung eines stationären Hospizes im Landkreis prüfen soll.
Die Koalition begrüßt diesen Antrag sehr und ergänzt ihn mit ihrem Änderungsantrag um einige Punkte, die bei dieser Prüfung mit beachtet werden sollen. Nämlich auch zu prüfen, ob Bedarf für ein Kinderhospiz besteht, die Angliederung einer Palliativstation an die Kreisklinik Groß-Umstadt und die finanzielle Unterstützung von Hospizvereinen und ambulanten Hospizteams.
Mir sind in unserer Region zwei stationäre Hospize bekannt.
Das Elisabethen-Hospiz steht auf dem Gelände des Elisabethen-Stifts in Darmstadt. Es wurde 2011 eröffnet und bietet 12 Plätze.
Ein Jahr früher wurde das Hospiz Bergstraße eröffnet. Es liegt am Hang nordöstlich der Innenstadt von Bensheim. Dieses Hospiz bietet 10 Plätze, die auch von Menschen aus dem Südteil unseres Landkreises in Anspruch genommen werden.
In stationären Hospizen werden Menschen aufgenommen, die unter einer fortgeschrittenen, chronischen Erkrankung mit einer Lebenserwartung von nur noch wenigen Wochen oder Monaten leiden. Eine häusliche Betreuung ist meist nicht mehr möglich.
Hospize bieten diesen Menschen neben einer optimalen medizinischen Versorgung eine hohe individuelle Lebensqualität, Trost und menschliche Nähe. Den Schwerstkranken wird eine Teilnahme am Geschehen der Umgebung ermöglicht, um die letzte Phase des Lebens bewusst und selbstbestimmt zu gestalten. Den betroffenen Menschen sowie ihren Angehörigen soll außerdem ermöglicht werden, Unerledigtes in Ruhe zu regeln und in Frieden Abschied zu nehmen. Leben bis zuletzt.
Ganz wichtig sind bei dieser Arbeit neben den Hauptamtlichen die vielen ehrenamtlichen Mitglieder der Hospizvereine, die sich auch ambulant um solche schwerstkranken Menschen und ihre Angehörigen kümmern.
An der Bergstraße sind die dortigen Hospizinitiativen zu der Erfahrung gekommen, dass neben der ambulanten Betreuung auch eine stationäre Betreuung in einem eigens dafür errichteten Hospiz sinnvoll ist. Deshalb gründeten sie im Jahre 2002 die Hospiz-Stiftung Bergstraße. Die Stadt Bensheim stellte ein wunderschön gelegenes Grundstück am Hang nordöstlich der Innenstadt per Erbbaupacht zur Verfügung. Dann gab es einen Architektenwettbewerb und im August 2010 zog der erste Gast ein.
Ich verwende hier genau wie dieses Hospiz ganz bewusst das Wort „Gast“. Ich habe auch ganz bewusst gesagt, dass es sich um ein wunderschön gelegenes Grundstück handelt, denn die Gäste sollten sich dort nicht abgeschoben fühlen, sondern gut aufgehoben.
Die Betriebskosten des Hospizes Bergstraße werden zum großen Teil über die sozialen Sicherungssysteme getragen. Das reicht aber nicht. Deshalb sind Spenden weiter wichtig. Deshalb bat die Hospizstiftung Bergstraße im Jahre 2010 die Kommunen in ihrem Einzugsbereich um eine regelmäßige Unterstützung von zehn Cent je Einwohner.
Aus den Erfahrungen dieses benachbarten Hospiz Bergstraße und des Elisabethen-Hospizes, mit dem unserer Landrat von Anfang an vertraut ist, können wir gewiss viel für die Einrichtung eines Hospizes in unserem Landkreis lernen.
Ich persönlich denke, dass der Landkreis zwar die Einrichtung eines Hospizes fördern, aber nicht der alleinige Träger eines Hospizes sein sollte. Denn Hospizarbeit bedeutet auch vielfach religiöse und spirituelle Arbeit, ein Bereich, wo die Politik sich sehr zurückhalten sollte.
Dies gilt auch für die ambulante Arbeit der Hospizvereine. Diese kann und sollte die Politik unterstützen so weit nötig, sollte aber keinesfalls hineinreden.
Zum Abschluss will ich den vielen Menschen danken, die im Hospizbereich haupt- oder ehrenamtlich tätig sind und ihrer Arbeit, den Gästen und auch diesem Antrag die besten Wünsche mit auf den Weg geben.