Aktionsplan gegen Einwegkunststoffprodukte und Plastikmüll

Kreistag 11.02.2019
Sebastian Stöveken

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Damen und Herren,

in meiner Hand sehen Sie einen „Määhwegbecher“, den unser Zweckverband ZAW seit kurzem als kleine Aktion für den Klimaschutz anbietet. Hintergrund ist die unfassbare Menge von 320.000 Einwegbechern, die wir Deutschen pro Stunde für unseren „Coffee-to-go“ oder ähnliches verschwenden. D.h. in der Zeit seit unserem heutigen Sitzungsbeginn wurden allein in der Bundesrepublik …000 Becher für wenige Minuten benutzt und dann hoffentlich vorschriftsmäßig entsorgt oder einfach in die Gegend geworfen.
Mit der Benutzung von Mehrweggeschirr kann jede und jeder einen Beitrag zur Bekämpfung dieser unglaublich sinnlosen Verschwendung und Verschmutzung von natürlichen Ressourcen leisten – einen kleinen…
Dass unsere Generation – und die uns folgenden – vor einer gewaltigen, schier unlösbaren Herausforderung stehen, wird jedem aufmerksamen Betrachter täglich bewusster.

Der Klimawandel kommt – ob wir an ihn glauben oder nicht…

Das Artensterben geht weiter – auch wenn es immer noch summt und brummt – aber immer leiser…

Die Umweltzerstörung schreitet schier unumkehrbar voran – obwohl wir daran kein Geld verdienen…

Die unendliche Gier des Menschen nach Geld und Macht bei Ausblendung der Begleiterscheinungen wie dem Ressourcenverbrauch der Natur hat uns an einen Punkt geführt, an dem wir uns entscheiden müssen:
Machen wir so weiter, bis wir in einer Welt voll Plastik, Müll, verschmutzter Meere, verpesteter Luft und verseuchter Böden leben? Vielleicht haben wir Glück – und es trifft uns nicht so hart.
Nur dann halt unsere Kinder und Enkel.
Was werden sie mal über uns sagen?
„Schon in Ordnung, Opa! Dein Steingarten sah toll aus – und die Insekten können sich ja woanders ihre Blüten suchen.“
„Kann ich schon verstehen, Mama, dass Dir Dein Coffee-to-go vor dem Büro so wichtig war. Ist ja auch viel Arbeit, jeden Abend den Porzellan-Becher zu spülen. Dann essen wir halt keinen Fisch mehr. Man findet ja sowieso keinen im Plastikstrudel…“

Was denken Sie?

Meine Damen und Herren, jede und jeder von uns sieht bereits jetzt eine fortschreitende Vermüllung unserer Welt. Plastiktüten, Flaschen, Dosen und ähnliches sind alltägliche Ärgernisse, sobald man vor die Tür geht. Das ist aber nur das, was wir sehen.
Nur ein Prozent des Plastikmülls schwimmt an der Oberfläche. 99 Prozent schweben in unsichtbaren Kleinstpartikeln im Wasser oder sammeln sich am Meeresgrund.
Ebenfalls nicht sichtbar und um ein Vielfaches problematischer sind die Milliarden und Abermilliarden Mikroplastik-Teile, die die Luft und vor allem auch den Boden verschmutzen. Allein auf den europäischen Landwirtschaftsflächen landen jedes Jahr über 50 Tausend Tonnen Mikroplastik, die das Bodenleben empfindlich stören.
Diese Stoffe, die aus Erdöl, Rohbenzin, Weichmachern, Stabilisatoren und weiteren hübschen Zusatzprodukten der Chemie-Industrie bestehen, verschwinden niemals gänzlich. Zur Herstellung und Verbrennung dieser netten und nützlichen Erzeugnisse verursachen wir im Übrigen ca. 400 Millionen Tonnen CO2 jährlich.
Die Folgen für unser Klima sind Ihnen allen bekannt.

Wenn wir jetzt nicht schnell und sorgfältig reagieren, werden wir als eine Generation von egoistischen und ignoranten Ressourcenverschwendern und Umweltsündern in die Geschichte eingehen. Unsere Kinder fangen bereits an, für den Klimaschutz zu streiken. „Fridays for future“ – noch nicht in unserem Landkreis, doch das ist nur eine Frage der Zeit.
Wollen wir Ihnen eine Zukunft inmitten von Müll, Mikroplastik und Weichmacher zumuten?
Wir sagen: Nein!

Unsere Handlungsempfehlung lautet Vermeiden, Wiederverwenden und Recyclen.
– Nutzung von z. B. Glas oder Porzellan statt Plastik
– Mehrweg statt Einweg
– Wenn Plastik, dann recyclebares

Mit dem vorliegenden Antrag wollen die Koalitionen von SPD, Bündnis 90 / Die GRÜNEN und FDP genau diese Handlungsempfehlungen für unseren Landkreis umsetzen:
– Vermeidung von Einwegkunststoffprodukten
– Bevorzugung von Recyclingprodukten und Verzicht auf Einwegprodukte bei Ausschreibungsverfahren und beim Materialeinkauf
– Vermeidung, Verwertung und Recycling im Sinne einer Kreislaufwirtschaft
– Information der Bürgerinnen und Bürger über die Gefahren und Folgen von Kunststoff und Mikroplastik für Mensch, Tier und Natur
– Unterstützung einer Deklarationspflicht für Mikroplastik
– Entwicklung von Lösungsvorschlägen zum Verzicht auf Verpackungsmüll bei der Direktvermarktung

Positiv stimmt uns die parteiübergreifende Zustimmung für den Antrag der Koalition in den Ausschüssen. Es ist wichtig, dass wir JETZT ein politisches Signal setzen und die vielen Aufgaben, die zur Rettung unserer Umwelt vor uns liegen, angehen. Eine erste Maßnahme wäre aus meiner Sicht die Umstellung der in den Kreisgremien angebotenen Getränkeflaschen von Plastik zu Glas.
Meine Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.