Wir lassen kein Kind im Regen stehen

Renate Battenberg Kreistag 01.11.2017

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren,

Beim Lesen des Antragstitels „Wir lassen kein Kind im Regen stehen“ schmilzt man förmlich dahin. Denn wer wollte schon Kinder im Regen stehen lassen, wenn er sich nicht bei Kindern, Eltern und Lehrkräften unbeliebt machen will? Doch dürfen wir uns hier im Kreistag nur von unserem guten Herz und unseren Emotionen leiten lassen? Nein, das sollten wir nicht. Und deswegen ist es wichtig, die Fakten näher anzusehen und zu bewerten.
Dem CDU-Antrag geht es in erster Linie um die Situation an der Hessenwaldschule, die von SchülerInnen aus Gräfenhausen, Erzhausen und Wixhausen besucht wird. Dort gibt es tatsächlich kein Wartehäuschen. Die Schülerinnen und Schüler haben etwa 60 m von einem überdachten Nebeneingang der Schule aus zu gehen, um zum Bus zu gelangen. Dort stehen bei Schulschluss über 100 Kinder, wie ich an einem Freitag gegen 13 Uhr feststellen konnte. Positiv sei hier angemerkt, dass eine Lehreraufsicht dort für einen geregelten Ablauf sorgt.
Diese wartenden Schüler alle unter ein Dach zu bekommen ist schlicht unmöglich. Nun gab es die, auf den ersten Blick zündende Idee, ausgediente Wartehäuschen zu reaktivieren. Diese würden dann aber nur wenigen Wartenden Platz bieten, von den Folgekosten einmal abgesehen.
Auf Nachfrage äußerten sich eine wartende Schülerin so: „Ja, es ist möglich, einen Wetterschutz, also Jacke oder Schirm bei Regenwetter mitzubringen. Blöd ist nur, wenn man es vergessen hat.“ Also gönnen wir doch den Schülern die Erfahrung, dass es bei Schnee- und Regenwetterwetter wichtig ist, für passende Bekleidung zu sorgen oder einen Schirm dabei zu haben. Zumal auch auf dem Weg zum Bus am Morgen oder auf dem Nachhauseweg dies ebenso erforderlich sein könnte. Packen wir die jungen Leute nicht in Watte. Bieten wir ihnen stattdessen die Chance, mit den unterschiedlichen Wetterlagen vor und nach Schulunterricht klar zu kommen.
Ich möchte ergänzen: Ein Bus-Wartehäuschen an der Hessenwaldschule zwischen Gräfenhausen und Erzhausen würde schnell Begehrlichkeiten anderer Schulen wecken. Es kann aber nicht Aufgabe des Schulträgers sein, neben aufwändigen Schulbauten für jede nur denkbare Bequemlichkeit der Schüler*innen zu sorgen, und ihnen damit die Chance zu mehr eigener Verantwortung zu nehmen.
Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen lehnt daher den Antrag der CDU-Fraktion ab.