Vergleich mit Rochus

Kreistag, 09.02.2015
-Brigitte Harth-

Sie steht unter keinem guten Stern, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarn, den Kreiskliniken in Groß-Umstadt und dem Rochus-Krankenhaus in Dieburg. Die verschiedenen Versuche der Zusammenarbeit und das jeweilige Scheitern füllen schon ein eigenes Kapitel in der Geschichtsschreibung des Kreises.

  • 2006, noch unter Landrat Jakoubek scheiterten die Fusionsverhandlungen zwischen Rochus und den Kreiskliniken am Streitpunkt Abtreibung: Nicht etwa, dass der Landkreis darauf bestanden hätte, am katholischen Haus auf die Möglichkeit zur Abtreibung zu dringen, nein: Der katholische Träger konnte sich nicht zu einem Zusammengehen mit einem öffentlichen, die Abtreibung erlaubenden Träger entschließen. (Die Entbindungsstation des Rochus musste übrigens im vergangenen Jahr aus Kostengründen geschlossen werden.)
  • 2010 dann ein Hoffnungsschimmer: Zwar kam das Rochus-Krankenhaus den Kreiskliniken mit der Einrichtung eines Linksherzkatheters zuvor, hatte aber nicht ausreichend ärztliches Personal. Es kam zu einer Kooperation: Technik und Räume in Dieburg, ärztliches Personal aus Groß-Umstadt.
  • Die Kooperation war nicht von Dauer. Schon im übernächsten Jahr kündigte Rochus den (eigentlich unkündbaren) 10-Jahres-Vertrag wieder, und darüber kam es zum Streit, um dessen juristische Beilegung es heute geht. Das war Ende 2012.
  • Immerhin riss der Kontakt nicht gänzlich (bzw. fand nicht ausschließlich über die Rechtsanwälte statt). Denn bereits Mitte 2013 gab es wieder einen Hoffnungsschimmer am Kooperations-Horizont: Klinikum Darmstadt, Kreiskliniken und St. Rochus wollten eine „strategische Partnerschaft eingehen“. Es gab Gespräche hinter verschlossenen Türen. Offenbar ging es auch damals bereits um das Darmstädter Marienhospital, was das Marienhospital selbst aber bestritt. Nach außen drang wenig, teils Widersprüchliches. Anfang 2014 stieg das Rochus-Krankenhaus kurz vor der Unterschriftsreife aus den Verhandlungen aus. Diesmal waren es die nicht akzeptablen Bedingungen für die Sanierung des Rochus.

Die Beilegung der gerichtlichen Auseinandersetzung mit einem Vergleich ist vor diesem Hintergrund wünschenswert- und begrüßenswert. Auch wenn in den letzten Tagen Erstaunliches in der Presse bekannt gegeben wurde: dass nämlich das Klinikum Darmstadt sich nun sowohl das Rochus-Krankenhaus als auch das Marienhospital einverleibt. Und dass die Kreiskliniken zunächst außen vor bleiben.

Auch wenn der Landrat es begrüßt, dass die katholischen Krankenhäuser vor der Haustür damit nicht an einen privaten Träger gegangen sind, sondern in der kommunalen Familie bleiben – man kann da auch mit leichtem Frust draufschauen. Da kann es noch so lange und angeblich ernsthafte Verhandlungen mit Darmstadt geben – immerhin wurde in der Betriebskommission regelmäßig über konkrete Verabredungen zur Zusammenarbeit zwischen Kreiskliniken und dem städtischen Klinikum berichtet. Wenn es aber im Haifischbecken dann die kurzfristige Gelegenheit gibt, einen anderen Fisch zu fressen, dann stehen alle Verabredungen hintenan. Auch alle übergeordneten gesundheitspolitischen Erwägungen, Bürgerinteresse und Interessenkoordination. Das scheint das übergeordnete Motto der Krankenhauspolitik zu sein: Fressen, bevor man selbst gefressen wird.

Ob der Kreis damit in einem realistischen Zeitraum noch realistische Chancen hat, sich mit dem noch fetteren Fisch „Darmstädter Klinikum“ friedlich zu einigen? Zumal der große Haifisch vielleicht jetzt auch noch eine Weile mit Bauchweh zu kämpfen hat, sollten die geschluckten Happen nicht gar so leicht verträglich sein…

Wir sind gespannt, wie es im Haifischbecken weitergeht.

Der Vorlage zum Vergleich mit dem Rochus-Krankenhaus jedenfalls stimmen wir gerne zu und schließen damit ein Kapitel an Kooperationsversuchen endgültig ab und warten auf weitere Neuigkeiten.