Chris Krämer
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren,
nun ist es doch noch in den Kreistag gekommen, das umstrittene Thema Tempolimit.
Die Aufhebung des Tempolimit von 130 km/h auf der B 26 zwischen Roßdorf und Dieburg Ende letzten Jahres hat unterschiedliche Reaktionen aus Politik und Bevölkerung ausgelöst- sie pendeln zwischen Beifall und Entsetzen. Beifall von denjenigen, die freie Fahrt für freie Bürger wollen. Entsetzen von jenen, die eine verantwortungsvolle Verkehrspolitik fordern, für die die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer genauso wichtig ist wie Umweltaspekte oder der Lärmschutz der Anwohner.
Hessen Mobil hat die Aufhebung des Tempolimits so begründet: Es seien ja keine relevanten Unfallzahlen zu verzeichnen. Diese Begründung ist widersinnig, denn sinkende Unfallzahlen sind in der Regel die Folge von Geschwindigkeitsbeschränkungen und der umsichtigen Fahrweise der Verkehrsteilnehmer. So kann man Ursache und Wirkung vertauschen.
Wir GRÜNEN haben unser Unverständnis gegenüber der Aufhebung des Tempolimits in der Presse bereits vor einem Jahr öffentlich kundgetan.
Nun hat auch die CDU bemerkt, dass die Aufhebung Folgen hat- und das nicht nur für die unmittelbar betroffenen Anwohner, denen der Nachtschlaf geraubt wird, wenn die „Rennstrecke“ genutzt wird.
Die Folgen sind viel schwerwiegender:
Ich habe Ende letzter Woche beim Polizeipräsidium angerufen und habe mir die Bilanz von einem Jahr ohne Geschwindigkeitsbegrenzung geholt – das Ergebnis sollte den Kreis veranlassen, nicht nur den Lärmpegel zu bewerten und vehement eine Wiedereinführung Rund-um-die-Uhr zu fordern.
Hier sind die Zahlen:
Am 19.10.2012 wurde die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben. Seit dem gab es über 30 reine Geschwindigkeitsunfälle auf der Strecke von der Heinrichstraße bis Dieburg– davon 6 schwerster Art mit 8 Schwerverletzten und einem Sachschaden von 60.000 €, außerdem 26 Unfälle mit 35 Leichtverletzten und einem Schaden von gut 350.000 €.
Genau wie wir hat die Polizei gegen den unverantwortlichen Alleingang von Hessen-Mobil mit der Geschwindigkeitsaufhebung heftig interveniert. Der nette Polizist, mit dem ich telefonierte, sagte frustriert: “Es war ohne irgendeine Reaktion.“
Er bat auch darum, diese Zahlen mit dem Einverständnis und der Unterstützung durch die Unfallkommission des Landkreises und des Polizeipräsidiums öffentlich zu machen und an Sie weiterzugeben. Jede Unterstützung für eine ganztägige Wiedereinführung der Geschwindigkeitsbegrenzung wäre wichtig. Er sei auch bereit in einem Ausschuss Bericht zu erstatten.
Wir stimmen deshalb dem Antrag der CDU zu, bzw. beantragen eine Ausweitung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf den ganzen Tag.
Wir wollen keine Toten. 8 Schwerverletzte, 35 Leichtverletzte und ein Sachschaden von knapp einer halben Millionen € innerhalb eines Jahres sind traurige Bilanz genug, wir fordern eine Wiedereinführung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h rund um die Uhr.