Klimaschutz in Gesundheitseinrichtungen

Klimaschutz in Gesundheitseinrichtungen

Beschlussvorschlag:
Der Kreistag des Landkreises Darmstadt-Dieburg möge beschließen:

Die Kliniken und Gesundheitseinrichtungen im Eigenbetrieb des Landkreises Darmstadt-
Dieburg führen ein Klimamanagement ein mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045.

Dieses Klimamanagement beinhaltet mindestens:
– Benennung und Qualifizierung von Klimaschutzbeauftragten
– Erstellung und Umsetzung eines Maßnahmenkatalogs

Die Möglichkeit von Förderungen ist zu prüfen.

Begründung:

Krankenhäusern wird beim Klimaschutz eine tragende Rolle zugeschrieben. Sie sind laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) in der Lage, deutlich Einfluss auf diese Entwicklung zu nehmen.
Dies hat direkte finanzielle Auswirkungen:

1. Klimamanagement ist auch Energiemanagement: Der im Branchenvergleich sehr hohe Energiebedarf im Krankenhaus geht in relativen Zahlen zu 70 Prozent zu Lasten der Wärmeerzeugung und nur zu 30 Prozent zu Lasten von elek­tri­scher Energie. Ein Klinikbett hat umgerechnet einen durchschnittlichen Jahresenergiebedarf wie vier neuere Einfamilienhäuser (s. https://www.abfallmanager-medizin.de/zahl-des-monats/ein-klinikbett-verbraucht-jaehrlich-so-viel-energie-wie-vier-einfamilienhaeuser/). Experten gehen davon aus, dass je nach energetischem Zustand des Krankenhauses bis zu 30 Prozentan Energie durch Optimierung eingespart werden kann (s. Krankenhausreport 2018). Entsprechende Maßnahmen bedeuten zwar zunächst zusätzliche Investitionen. Doch sind Energieeinsparungen letzten Endes auch Kosteneinsparungen – insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden bzw. hohen Energiepreise.

2. Maßnahmen im Klimamanagement haben zudem unter anderem zum Ziel, den Wasserverbrauch umweltfreundlich zu gestalten. Trinkwasser wird zunehmend zu einer schutzwürdigen, knappen Ressource. So ist anzunehmen, dass die zunehmenden Anforderungen bei der Reinigung von Abwasser und der Schutz des Grundwassers ebenfalls zu Kostensteigerungen führen werden.

Ein Klimamanagement wirkt sich aber auch aus bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Für immer mehr Menschen wird es wichtig, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Wer zu Hause ressourcenschonend lebt, erwartet auch am Arbeitsplatz eine positive Umweltbilanz. Gerade Klinikmitarbeiter erleben ja, wie der Klimawandel gesundheitliche Risiken steigert. Dies wirkt sich auch bei der Suche nach einer Arbeitsstelle aus. Die Attraktivität eines Arbeitgebers bemisst sich deshalb heute auch nach dessen Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen. Für viele Menschen ist dies, Untersuchungen zufolge, bei der Wahl des Arbeitgebers inzwischen meist wichtiger als andere Faktoren.

In Deutschland gehören die Krankenhäuser zu den ressourcenintensivsten Großverbrauchern. Mit 4,4 Prozent der Emissionen trägt das Gesundheitswesen weltweit mehr bei als der Flugverkehr oder die Schifffahrt. Demnach wäre das Gesundheitswesen, wenn es ein Land wäre, weltweit der fünftgrößte Verursacher von Emissionen (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wissen/auf-dem-weg-zur-gruenen-klinik-17613810.html).

Um das Klimaziel unserer Gesellschaft, die Klimaneutralität bis 2045 (Ziele EU, Bund und Land) zu erreichen, ist es deshalb auch in unserem Landkreis wichtig, in den Kliniken und Gesundheitseinrichtungen die dazu erforderlichen Maßnahmen rechtzeitig zu planen und durchzuführen. Den Verbrauch von Ressourcen und die damit verbundenen enormen Kosten zu begrenzen sind deshalb  wichtige Ziele bei der Sicherung der Gesundheitsfürsorge unseres Landkreises.

Eine Prüfung, inwieweit Maßnahmen zum Hitzeschutz – wie beispielsweise Fassadenbegrünungen oder Farbgestaltung der Fassaden – auch im Krankenhausbereich geeignet sind, um den Einsatz von Klimaanlagen und den damit verbundenen Energieverbrauch zu minimieren, scheint ebenfalls sinnvoll. Hitzeschutz im Sommer macht nicht nur für die versorgten Menschen den Aufenthalt im Krankenhaus, sondern auch für die Mitarbeiter*innen das Arbeiten erträglich. Viele Maßnahmen dienen zudem der Dämmung im Winter.

Jedes vermeidbare Grad an Hitze oder Kälte in unseren Krankenhäusern kostet unseren Landkreis nicht nur einen höheren CO2-Abdruck, sondern auch Geld, das an anderer Stelle dringend benötigt wird. Um geeignete Maßnahmen zum Klimaschutz in den Krankenhäusern zu ermitteln, zu prüfen, zu planen und effektiv zu koordinieren sowie bei der Umsetzung zu unterstützen, ist ein strukturiertes Klimamanagement von Bedeutung.

Zahlreiche Kliniken haben bereits ein funktionierendes Klimamanagement eingeführt. Beispielhafte Projekte sind die „Green hospitals“ in Bayern und „KLIK green“ als bundesweites Projekt mit 250 teilnehmenden Kliniken.

Beispielhaft:
„Green hospitals“ Klimaschutz im Krankenhaus https://www.aerzteblatt.de/archiv/212983/Green-Hospitals-Klimaschutz-im-Krankenhaus

„KLIK green“ https://www.klik-krankenhaus.de/startseite

Das BUND-Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ ist ein Projekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Berlin e.V:

Anlage:
Information zum Ressourcenverbrauch von Krankenhäusern

Ein DKG-Gutachten (Klimaschutz in deutschen Krankenhäusern: Status quo, Maßnahmen und Investitionskosten) gibt einen Überblick, wieviel Strom, Gas oder Wasser Krankenhäuser pro Jahr verbrauchen, s. (pdf-Format) http://daebl.de/XS24

Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2019.
Stromverbrauch
Dem Gutachten zufolge liegt der Stromverbrauch eines Krankenhausbettes bei 10.079 Kilowattstunden pro Jahr. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 1.829 Euro. Damit verbraucht ein Krankenhaus pro Bett durchschnittlich doppelt so viel wie ein Privathaushalt mit drei und mehr Personen.

Abfall
Pro Bett und Jahr kommt Abfall von insgesamt 1.430 Kilogramm zusammen. Das ist fast dreimal so hoch wie das jährliche Abfallaufkommen einer Person in einem Privathaushalt.

Frischwasser
Pro Bett und Jahr liegt die durchschnittliche Menge an benötigtem Frischwasser bei 113,75 Kubikmeter. Dies kostet knapp 200 Euro jährlich. Der Wasserverbrauch pro Krankenhausbett ist damit fast zweieinhalbmal so hoch wie der Verbrauch einer Privatperson.

Abwasser
Das Abwasseraufkommen liegt bei rund 108 Kubikmeter und die damit verbundenen Kosten bei etwa 261 Euro pro Bett und Jahr.

Gas:
Kliniken benötigen auch Gas zur Wärmeerzeugung. Der Verbrauch liegt pro Krankenhaus und Jahr bei etwa 4,9 Millionen Kubikmeter Gas. Das entspricht laut Gutachten Kosten von knapp 345.000 Euro und ist mit dem Jahresverbrauch von 2.939 Einfamilienhäusern zu vergleichen.