Kreistagssitzung 3. 9.18, Renate Battenberg
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herrn,
Daheim sterben die Leut, sagte mir oft eine sehr alte Dame in Erzhausen, um damit ihre täglichen Spaziergänge außer Haus zu erklären. – Aber: die Leute sterben kaum noch im Familienkreis zuhause; die meisten im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen, ein geringerer Teil in Hospizen. Es ist ein Segen, dass es sie gibt. Durch vielfach ehrenamtliche Arbeit der Hospizvereine wird ein wichtiger Bereich des Lebens aus seinem Schattendasein geholt und in unsere Lebenswelt hineingestellt, denn Sterben gehört zum Leben dazu und es ist wichtig, dass wir uns rechtzeitig damit beschäftigen. Das alte Lutherlied „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“, das auf einen noch älteren gregorianischen Choral zurück geht, und das heute kaum noch gesungen wird, drückt uralte menschliche Erfahrungen aus, die in unserer modernen Zeit allzu oft vergessen werden.
Ein Angebot von Hospizen steht im Einzugsbereich des Landkreises ausreichend zur Verfügung, wie sich aus dem Bericht von Rosemarie Lück ergibt.
Auf der Grundlage von §39 SGB V wird die Begleitung und palliativ-pflegerische Beratung von Schwerkranken und Sterbenden und ihren Angehörigen zuhause und in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern geleistet. Dazu kommen Öffentlichkeitsarbeit z.B. mit Vorträgen zur Patientenverfügung oder über die Hospizidee.
Sehr wichtig ist außerdem die Gewinnung und Qualifizierung ehrenamtlich Engagierter, Praxisbegleitungen und Informationsveranstaltungen für Interessierte. Nicht zu vergessen die Trauerbegleitung von Betroffenen in Einzelgesprächen oder in Gruppen. Bei all ihrem Engagement steht für alle im Hospiz arbeitenden Menschen im Vordergrund, dass sie mit Empathie und Einfühlungsvermögen auf die Situation von sterbenden Menschen und deren Angehörigen eingehen.
Bekanntlich wurde der Kreisausschuss im November vergangenen Jahres beauftragt, den Bedarf an einem stationären Hospiz im Landkreis ebenso zu prüfen wie die Förderung der Hospizvereine. Dieser Auftrag wurde umfassend erledigt, mit dem Ergebnis, dass kein Bedarf an einem neuen Hospiz, auch nicht von einem Kinderhospiz besteht. Da auch der Zuschussbedarf für die vorhandenen Trägervereine konkret errechnet wurde, konnte erfreulicherweise ein überfraktioneller Antrag zur Unterstützung der im Kreis tätigen Hospizvereine erarbeitet werden. Wichtig ist, dass damit die Hospizarbeit der vier im Landkreis aktiven Hospizvereine stärker gefördert und unterstützt wird. Obwohl deren Arbeit überwiegend durch Zuschüsse der Krankenkassen finanziert wird, bleibt ein Rest von begleitenden Leistungen, der aus Spenden und Beiträgen der Mitglieder aufgebracht werden muss. Mit den Zuschüssen des Landkreises wird es besser als bisher möglich sein, beispielsweise Aufgaben der Trauerbegleitung von Angehörigen oder der Fortbildung ehrenamtlicher Kräfte zu unterstützen.
Eine regelmäßige Überprüfung der Situation insgesamt und insbesondere, ob im Bereich der Palliativversorgung an der Kreisklinik Groß-Umstadt mehr getan werden kann, halten wir aber für wichtig und notwendig.
Die Fraktion von BÜNDNIS 90 /Die GRÜNEN unterstützt deshalb nachdrücklich den gemeinsamen Antrag zur Förderung der Hospizvereine.