am Mittwoch, den 24. September 2014 um 20.00 Uhr
Restaurant Badhaus
Badgasse 10, 64807 Dieburg
Reccourcenmanagement
Für einen Impulsvortrag zum Thema Ressourcenmanagement haben wir Dipl.-Ing. Britta Miekley eingeladen. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technische Universität Darmstadt, Institut IWAR, Fachgebiet Abfalltechnik, Fachgebiet Industrielle Stoffkreisläufe.
Grüne Lügen
Was ist eine der begehrtesten Schmugglerwaren der Welt? Welchen Rohstoff müssen Länder wie die Schweiz importieren, weil sie ihn nicht mehr haben? Und welcher Rohstoff hat exportierenden Ländern wie Australien in den letzten zwanzig Jahren beträchtliche Gewinne beschert? Öl? Uran? Gas?
Nein, es ist Sand. Und nein, es geht nicht bloß um Sandkästen für Kindergärten und Spielplätze. Gebäude, Straßen, Computer, Kreditkarten, Geldautomaten, Verkehrsmittel, aber auch Glas, Lebensmittel, Kosmetika und Solarzellen: Unsere Zivilisation ist auf Sand gebaut. Sand ist der wichtigste Bestandteil von Beton und Stahlbeton. In Sand sind auch jene wichtigen Mineralien enthalten, ohne die unsere Kommunikationstechnologie undenkbar wäre — ohne Sand könnte man keine wertvollen Chips und Mikroprozessoren herstellen. Doch trotz riesiger Wüsten geht uns dieser Rohstoff aus. Für Beton ist Wüstensand nicht geeignet, weil seine vom Wind rund geschliffenen Körner nicht aneinander haften. Der als Baustoff begehrte Sand stammt von Meeresböden, Stränden und den Ablagerungen in Flüssen. Etwa 15 Milliarden Tonnen werden jährlich verbraucht, statistisch gesehen sind das weltweit mehr als 20 Tonnen pro Kopf.
Sand ist ein natürliches Material und steht, wie viele unserer Ressourcen, nicht unbegrenzt zur Verfügung. Je mehr Sand verbraucht wird, desto schwieriger wird es, neuen zu beschaffen. Es mag wie eine harmlose Kuriosität erscheinen, dass Länder wie Dubai, die von Wüste umgeben sind, Sand aus Australien importieren müssen. Die weniger harmlose Kehrseite ist, dass mit dem Abbau von Sand am Meeresboden Tiere und Organismen getötet werden, wodurch die Nahrungskette unterbrochen wird und die Fischbestände schrumpfen. Strände und sogar ganze Inseln verschwinden durch den Abbau von Sand. Es mag uns in Europa egal sein, dass marokkanische Strände verschandelt und vernichtet werden. Es mag uns egal sein, dass in Kalifornien Millionen Dollar investiert werden, um Strände mit Sand aufzuschütten und so für die Touristen zu erhalten, und dass dieser mühsam zurückgewonnene Strand innerhalb eines Jahres wieder verschwindet. All das scheint — noch — weit weg. Doch je knapper der Rohstoff Sand weltweit wird, desto teurer wird er, und das trifft irgendwann auch den deutschen Häuslebauer.
Nach Luft und Wasser ist Sand das meistverbrauchte Wirtschaftsgut der Welt. Da verwundert es nicht, dass um den Handel mit Sand bereits mafiöse Strukturen entstanden sind, wie wir sie aus anderen lukrativen Geschäftsbereichen kennen.
Was für Sand gilt, gilt im Grunde genommen für jedes natürliche Material. Wasser und Luft, Wälder, Pflanzen, aber auch Öl, Gas oder seltene Erden: All dies wird von um in rasender Geschwindigkeit verbraucht. Viele natürliche Materialien wachsen nicht oder nur langsam nach und lassen sich kaum ersetzen. Und so sind die meisten Rohstoffe heute Gegenstand von schärfer werdenden wirtschaftlichen Auseinandersetzungen. Doch die wirtschaftlichen Folgen der Rohstoffknappheit stellen noch das geringere Problem dar. Die eigentliche Gefahr besteht in den ökologischen Folgen, die jede Verwendung natürlichen Materials zeitigt. So wie der Abbau von Sand das Meer aus dem Gleichgewicht bringt, so beeinträchtigt auch die Dezimierung der großen Wälder, die Tag für Tag fortschreitet, wichtige Funktionen des Ökosystems.
So beginnt das Buch „Grüne Lügen“ von Friedrich Schmidt-Bleek. Die Kommentare auf den Seiten der Internet-Buchhändler waren dann auch in dem Tenor, „wir haben es ja schon immer gewusst, die Grünen lügen.“
Friedrich Schmidt-Bleek, geboren 1932, Spitzname „Bio“, ist ein deutscher Chemiker und Umweltforscher. Er war Ende der 1970er Jahre verantwortlich für die Entwicklung des deutschen Chemikaliengesetzes am Umweltbundesamt in Berlin. In den 1990er Jahren leitete er zusammen mit Ernst Ulrich von Weizsäcker das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, heute ist er Präsident des Factor 10 Institute in Carnoules (Frankreich). Schmidt-Bleek forschte zu Ressourcenproduktivität und Dematerialisierung, führte dort den Begriff ökologischer Rucksack ein und entwickelte als grundlegendes Maß für die Bewertung von Umweltbelastungen eines Produktes die Einheit Material-Input pro Serviceeinheit (MIPS).
Der Autor ist also jemand, der sich sein Leben lang mit Fragestellungen befasst hat, die auch in GRÜNEN Programmdiskussionen eine bedeutende Rolle spielen. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit seiner Kritik an der Energiewende und seiner Forderung nach einer Ressourcenwende zu befassen.
Für einen Impulsvortrag zum Thema Ressourcenmanagement haben wir Dipl.-Ing. Britta Miekley eingeladen. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technische Universität Darmstadt, Institut IWAR, Fachgebiet Abfalltechnik, Fachgebiet Industrielle Stoffkreisläufe. Das Fachgebiet Abfalltechnik vereint seit 1992 Forschungsschwerpunkte von Deponietechnik und Ressourcenschutz über Klimaschutz bis hin zu energieeffizienten Verwertungstechnologien organischer und anorganischer Abfälle sowie Abfallmanagementkonzepte für Schwellen- und Entwicklungsländer. Im Rahmen der Lehre werden Schwerpunktthemen wie allgemeine Abfallwirtschaft, Planung und Betrieb von Abfallbehandlungsanlagen, Abfallverwertungsstrategien, Immissionsschutz sowie allgemeine Chemie und Umweltanalytik behandelt.
Zur Vorbereitung: Friedrich Schmidt-Bleek: „Grüne Lügen. Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft – wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten“. Ludwig Verlag, München 2014, 302 Seiten, 19,99 Euro
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