F. Battenberg
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine sehr verehrten Damen und Herren,
Eigentlich gibt es in unserem Kreistag über die Notwendigkeit und den Nutzen der Schulbauleitlinien für unseren Landkreis keinerlei Dissens. Deshalb möchte ich hier nur wenige Dinge daraus hervorheben:
Zunächst: Wie ein roter Faden ziehen sich die Begriffe „Ganztagsschule“ und „Inklusion“ durch die Leitlinien, und das gewiss nicht zufällig. Vor einigen Monaten hatten wir im Kreistag eine Diskussion darüber, wie sich ein Aktionsplan Inklusion in unserem Landkreis verwirklichen lasse. Und auch unser Schulentwicklungsplan will ja speziell für den Bildungsbereich die inklusive schulische Erziehung vorantreiben. In den Leitlinien finden sich dazu nun konkrete Angaben, die eine Richtschnur dafür bilden, wie sich in den Raumkonzeptionen bei Renovierungs-oder Neubauplänen Inklusion für Schüler mit besonderem Förderbedarf verwirklichen lässt.
Auch für die Frage der von uns erst in Ansätzen verwirklichten Ganztagsschule werden konzeptionelle Vorgaben gemacht. Der Weg dorthin ist noch lange, und nicht nur von den Entscheidungen des Schulträgers oder der Schulen abhängig. Doch wichtig erscheint es, bei allen Baumaßnahmen das Ziel der Ganztagsschule im Auge zu behalten und nicht durch überholte Raumkonzeptionen im wahrsten Sinne des Wortes zu verbauen.
Dazu möchte ich an unsere alte Diskussion um den Raumbedarf für die Lehrkräfte erinnern. Es ist gut so, dass in den Schulbauleitlinien Lösungen gesucht werden, die den veränderten Bedürfnissen entsprechen. Es kann nicht mehr um die klassischen, abgeschotteten Lehrerzimmer gehen. Vielmehr müssen – wie es in den Leitlinien heißt – „gemeinsame Arbeitsbereiche für multiprofessionelle Teams aus Lehrerinnen und Lehrern sowie pädagogischen Fachkräften für Ganztag und Inklusion“ an deren Stelle treten. Auch hier muss sich eine neue Offenheit und Transparenz zeigen, um die schulischen Probleme der Zukunft zu meistern.
Schließlich ist noch hervorzugeben, dass die Leitlinien für eine verstärkte Einbindung in Dorf, Quartier, Gemeinde oder Stadt plädieren. Die Schule darf kein isolierter Ort sein, der unabhängig von Kontexten ein Eigenleben führt. Vielmehr muss die Schule in die räumlichen Bedingungen und die sozialen Netzwerke vor Ort eingebunden sein. Deshalb dürfen auch Schulstandorte nicht ohne Not aufgegeben werden, und selbst bei einem kleiner werden der Schüler- und Schülerinnenzahlen bietet das Modell der mit mehreren Zentren arbeitenden Verbundschulen eine Lösung an.
Wir im Landkreis Darmstadt-Dieburg können stolz darauf sein, dass es nun solche Schulbauleitlinien gibt, die für alle zukünftigen Schulbaumaßnahmen geeignete Orientierungshilfen zur Verfügung stellen, aber auch etwaige Raumforderungen der Schulen selbst vernünftig einbinden. Es werden keine überzogenen, realitätsfernen Standards gebildet, sondern Lösungen vorgeschlagen, die in der Schulgemeinde konsensfähig sein können. Sie lassen stets noch eine flexible Handhabung je nach den Verhältnissen vor Ort zu. Nach einer Anlaufzeit von sieben Jahren ist zudem eine Evaluierung und Aktualisierung an neue pädagogische Konzepte vorgesehen; doch auch jetzt schon ist der Spielraum für „intelligente Lösungen“ groß. Ich möchte im Namen der GRÜNEN-Fraktion ausdrücklich dem zuständigen Dezernenten und seinem Team in der Verwaltung für die ausgezeichnete Vorarbeit danken, eine Vorarbeit, die schon jetzt bei einzelnen Schulbaumaßnahmen Früchte getragen hat.