Frankfurt, den 12.08.2025
Mit Irritation nehmen die GRÜNEN in der Planungsregion Südhessen die Stellungnahme einiger südhessischer Landräte sowie des Darmstädter Oberbürgermeisters zum Entwurf des neuen Regionalplans zur Kenntnis. „Noch bevor die Offenlage beginnt wird von den Landräten und dem OB unsachlich Stimmung gegen den Planentwurf gemacht“, stellt die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN in der RVS, Christa Weyrauch, fest, „dies ist bedauerlich und schadet der Zukunftsentwicklung unserer Region.“ Die GRÜNEN der Planungsregion Südhessen erinnern daran, dass die Erarbeitung des Plans bereits 2016 begonnen hat und der vorliegende Entwurf das Ergebnis eines jahrelangen fachlich fundierten Prozesses und breiter politischen Mitgestaltung ist. Dies zeige sich auch darin, dass die Regionalversammlung Südhessen dem Planentwurf und der Offenlage am 4.7.25 mit den Stimmen von CDU, SPD, GRÜNEN und Linken zugestimmt hat. Hemmnisse für die Baulandentwicklung liegen nicht in der Flächenverfügbarkeit. Das wurde mehrfach in den Beschlussgremien der Regionalversammlung festgestellt. Indikator hierfür ist die hohe Anzahl unverbrauchter Flächen aus dem aktuellen Regionalplan.
Ein neuer Plan hat die Aufgabe, auf aktuelle raumbedeutsame Entwicklungen einzugehen. Eine wesentliche Herausforderung der heutigen Zeit ist die Überhitzung der Siedlungskörper. Daher sind Flächen dringend vor anderen Nutzungen zu schützen, in denen sich Kaltluft entwickelt, die für Abkühlung sorgt. Für den Schutz solcher Flächen, hat das Land Hessen als Gesetzgeber und die Regionalversammlung Südhessen als Plangerberin die Voraussetzungen geschaffen. Das ist keine Schaffung von Bürokratie, sondern aktiver Gesundheitsschutz. “Einer mangelnden Abkühlung unserer Städte und Gemeinden kann durch Regionalplanung und Bauleitplanung abgeholfen werden. Ich hoffe, dass sich dieser Aspekt bis zur fachlichen Bewertung der Offenlage bis zu allen herumspricht, die die Südhessenerklärung unterzeichnet haben”, so ein sichtlich unzufriedener Franz Urhahn, Vorstandmitglied der GRÜNEN Fraktionen in den plangebenden Versammlungen Südhessens. Und weiter: „In Zeiten des Klimawandels Flächenschutz für Kalt- und Frischluftzufuhr zu schwächen, bevor er überhaupt wirken wird, ist politisch fahrlässig. Die Klimavorranggebiete sind eine Investition in die Zukunft. Wer sie wegradiert, wird in ein paar Jahren deutlich höhere soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Kosten zahlen – und zwar alle zusammen.“
Der vorliegende Entwurf ist aus Sicht der GRÜNEN ein Signal für eine neue Phase in der Regionalplanung: klimabewusst, flächensparsam, polyzentrisch. Er zeige gute Perspektiven zur Wohnraum- und Wirtschaftsentwicklung in Südhessen auf. Der Plan setzt auf verbindliche Dichtewerte, um mehr Wohnraum auf weniger Fläche zu ermöglichen. Das reduziere nicht nur den Flächenverbrauch, sondern stärke auch kompakte Siedlungsstrukturen mit kurzen Wegen und besserer ÖPNV-Anbindung. Mit dem vom Plan zur Verfügung gestellten Flächenkontingent hätten die Städte und Gemeinden Südhessens ausreichend Entwicklungsspielraum für die kommenden Jahre. Damit werde sowohl die realistische Leistungsfähigkeit der Bauwirtschaft abgebildet als auch das vom Landesentwicklungsplan vorgegebene Flächensparziel der Hessischen Nachhaltigkeitsstrategie eingehalten. Die Region Südhessen steht vor einem Spagat. Sie ist wirtschaftsstark, dicht besiedelt und von vielfältigen Nutzungsansprüchen geprägt – vom Wohnen über Mobilität bis zum Freiraumschutz. Der Regionalplan ist der Versuch, diesen konkurrierenden Ansprüchen auf planerischem Weg gerecht zu werden. Er zielt auf eine nachhaltige Entwicklung, die den nächsten zehn Jahren als Leitplanke dienen kann – ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich vernünftig. „Eigentlich müssten diese Vorranggebiete „Gesundheitsschutz“ heißen,“ erklärt Christa Weyrauch, „Wer jetzt Klimavorranggebiete schleifen will, hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Diese Flächen sind keine Schikane, sondern unser Schutzschild gegen Hitzewellen, schlechte Luft und Klimafolgen. “ Die GRÜNEN appellieren an alle politischen Verantwortungsträger*innen in Südhessen, sich sachlich mit dem vorliegenden Planentwurf auseinander zu setzen und den Kommunalparlamenten fachlich fundierte Stellungnahmen zur Beschlussfassung vorzulegen. Nur so könne der zukünftige Regionalplan eine solide Grundlage für die zukunftsfähige Entwicklung Südhessens bilden.