Beteiligung an der Einrichtung einer Koordinierungsstelle für das queere Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU in Südhessen

Fraktion Bündnis90/Die GRÜNEN, Antrag für die Kreistagssitzung am 21.02.2022

Beschlussvorschlag:
Der Kreistag des Landkreises Darmstadt-Dieburg beschließt:
1. Der Kreisausschuss wird beauftragt mit den an den Landkreis angrenzenden Gebietskörperschaften in Verhandlung zu treten und zu prüfen,

a. ob eine gemeinsame Koordinationsstelle des queeren Bildungs- und Antidiskriminierungsprojektes „SCHLAU“ eingerichtet werden kann,

b. welcher Träger die Stelle übernehmen könnte und

c. welchen Umfang sie umfassen sollte.

2. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg erklärt die grundsätzliche Bereitschaft, sich an einer Koordinierungsstelle für das Projekt „SCHLAU“ zu beteiligen.
Begründung:
Menschen, die schwul, lesbisch, bi oder trans* sind, erfahren in unserer Gesellschaft häufig Diskriminierung. Deshalb ist eine Sensibilisierung der Gesellschaft für deren Lebenssituation sowie zu Geschlechteridentität und sexueller Orientierung sehr wichtig. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf Jugendliche und den Lebensraum Schule gelegt werden. Dabei kann die Zusammenarbeit mit dem queeren Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt „SCHLAU“ (http://www.schlau-hessen.de/) wertvolle fachliche und pädagogische Unterstützung leisten.
Dieses Projekt wird von der Bildungsstätte Anne Frank getragen und von der Antidiskriminierungsstelle des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration finanziell gefördert.
Vielbunt e.V., ist der Träger von SCHLAU Darmstadt und arbeitet mit den ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung tätigen Teamer*innen von „SCHLAU“ zusammen. Bei Vielbunt e.V. gehen auch die Anfragen von Schulen in den umliegenden Gebietskörperschaften in Südhessen ein. Um den Anfragen gerecht zu werden und mehr Jugendliche zu erreichen, benötigt das SCHLAU-Projekt eine hauptamtliche Stelle zur Projektkoordination. Die anfallenden Aufgaben können von den ehrenamtlich Tätigen nicht mehr bewältigt werden. Deshalb soll eine Koordinationsstelle gemeinsam mit den angrenzenden Gebietskörperschaften installiert und finanziert werden.
Die gesellschaftliche Bedeutung und Erfordernis der Arbeit von „SCHLAU“ zeigt folgende Darstellung:
Zwischen fünf und zehn Prozent aller Menschen sind nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung schwul, lesbisch, bi oder trans*. Statistisch gesehen sind das ein oder zwei Jugendliche in jeder Schulklasse. Unverständnis, Ausgrenzung und sogar Gewalt sind Erfahrungen, von denen die meisten betroffenen Jugendlichen berichten – wohl auch, weil in deutschen Klassenzimmern über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentitäten kaum gesprochen wird. Das Deutsche Jugendinstitut veröffentlichte im Herbst 2015 erstmals eine bundesweite Studie zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bi, trans* und queeren (LGBTIQ*) Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Ergebnisse sind eindeutig:
• Acht von zehn befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfuhren auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung. 55 Prozent der Befragten erlebten diese im schulischen Kontext.
• 61 Prozent der Befragten gaben an, sich vor einem Coming-Out im schulischen oder beruflichen Kontext zu fürchten. Ein Coming-Out während der Schulzeit vermeiden die meisten Menschen aus Angst vor Ausgrenzung und Mobbing.
• Im Unterricht wird das Thema LGBTIQ* häufig nicht angesprochen. Positive Beispiele und Vorbilder für Jugendliche sind selten. Auf Schimpfworte oder offene Anfeindungen wurde nur von 57 Prozent der Lehrkräfte reagiert.