19.09.2011
Brigitte Harth
Tolles Gefühl eigentlich, dass das mit dem Groß-Umstädter Krankenhaus so aufwärts geht. Es ist noch nicht lange her, dass wir, auch wir in der GRÜNEN Fraktion, mit einer solchen Prognose doch eher sehr vorsichtig gewesen wären. Ich habe noch in lebhafter Erinnerung:
- die Diskussionen darüber, ob wir so ein Krankenhaus als Kreis überhaupt selbst betreiben können,
- die Erkenntnis, dass wir – selbst bei einem Verkauf an einen Investor – als Träger eines Krankenhauses der Grund- und Regel-Versorgung auch bei einem Verkauf für eben diese Grund- und Regel-Versorgung verantwortlich bleiben und ggf. auch für Verluste Dritter einstehen müssten,
- das Wissen darum, dass uns eigentlich nur eine einzige Alternative blieb: nämlich die Kreiskliniken auf Vordermann zu bringen.
Dass dies zu gelingen scheint – von Zuwachsraten bis zu 15 % wurde im Ausschuss berichtet –, das ist eine echte Leistung. Dem will ich hier ausdrücklich meine Anerkennung zollen. Die „derzeitigen Bettenkapazitäten reichen aufgrund der Wachstumsraten“ nicht aus. Das hören wir gern, sehr gern sogar!! Wenn aufgrund dieser Zuwachsraten jetzt entschieden werden muss, einen Zubau zu machen, der zwar nicht für die Ewigkeit dort hingestellt wird, der sich aber trotzdem amortisieren wird (und dies ist sauber und verständlich durchgerechnet), stimmen wir dem natürlich zu. Die Geriatrie braucht neue Betten, aber nicht nur sie, die zusätzlichen Betten, die im 9. Stock des Bettenhauses frei werden, werden auch von den anderen Stationen genutzt werden.
Im Bereich Geriatrie tun wir allerdings besonders gut daran, uns auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Es ist noch nicht lange her, als in der Kommission Demografische Entwicklung darüber philosophiert wurde, wie schwierig es wäre, Menschen mit Demenz (MmD) in Krankenhäusern zu behandeln und ob man nicht irgendwelche Hilfen dafür etablieren müsste. Jeder, der das einmal persönlich mitbekommen hat, kann davon ein Lied singen. Für jeden Menschen ist ein Krankenhausaufenthalt eine Herausforderung: fremde Betten, fremde Umgebung, fremde Menschen, Regeln, die wir nicht kennen, eine Sprache, die wir oft nicht verstehen – wo es doch eigentlich um uns selbst geht. Für einen MmD, der ohnehin große Probleme in der Orientierung hat, bedeutet ein KH-Aufenthalt oft ein Desaster mit fürchterlichen Ängsten und massiven daraus resultierenden Verhaltensproblemen und Belastungen fürs Personal.
Ich bin froh und dankbar, dass diese Probleme im Businessplan der Vorlage 0230 angesprochen sind und dass unter dem Punkt Zielsetzungen sogar eigene Stationsstrukturen für Demenzkranke angedacht werden – als „langfristiges“ Ziel, aber immerhin: Es ist im Blick. Das Darmstädter Elisabethenstift macht die Verzahnung von Geriatrie und Gerontopsychiatrie gerade vor, hat aber dafür auch Jahre gebraucht. Bei dem Tempo, in dem sich die Kreisklinik Groß-Umstadt gerade entwickelt, dürfen wir sicher hoffen, dass sich auch in diesem Punkt schnell vieles verbessern wird. Dabei werden wir in der Zukunft nicht nur Krankenhäuser brauchen, in denen Geriatrie und Gerontopsychiatrie eng verzahnt zusammenarbeiten, sondern wir werden auch eine Vernetzung mit dem Umfeld etablieren müssen, mit Beratung, Wohn-Möglichkeiten, ambulanter Betreuung usw. Wenn uns dies gelingt, könnten wir – zumindest im Ostkreis – für Familien mit Demenzkranken echte Lichtblicke schaffen (im Westkreis verlassen wir uns ja hier weitgehend auf die Stadt Darmstadt!).
Wir GRÜNE stimmen also dieser Vorlage hoffnungsvoll zu.