Von: Christian Grunwald, Fraktionsvorsitzender in Doppelspitze BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
TOP 15, Vorlage-Nr.: 4838-2024/DaDi, Zuwendung für die Fachstelle für
Wohnungsnotfälle im Landkreis Darmstadt-Dieburg
TOP 21, Vorlage Nr. 3951-2024/DaDi, Fachstelle für Wohnungsnotfälle „Wohnen und
Sichern“ als Teil der Daseinsfürsorge sichern, Änderungsantrag GRÜNE
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und finden einen Räumungsbescheid an Ihrer Tür. Ihre Welt bricht zusammen. Wohin sollen Sie gehen? Wer wird Ihnen helfen? Für zu viele Menschen in unserem Landkreis ist dies keine hypothetische Frage, sondern bittere Realität.
Genau hier setzt die Fachstelle für Wohnungsnotfälle „Wohnen und Sichern“ an. Sie ist mehr als nur eine Einrichtung – sie ist ein Rettungsanker für Menschen in Not, ein unverzichtbarer Teil unserer kommunalen Daseinsfürsorge.
Ich will hier und heute daran erinnern, dass die Fachstelle Teil des Haushaltssicherungskonzeptes der rot-schwarzen Landkreis-Koalition gewesen ist. Die Fachstelle wurde und wird irrigerweise als eine freiwillige Leistung deklariert. Das Auslaufenlassen der Verträge durch den Kreisausschuss mit einer kurzsichtigen Ersparnis von 240.000 € jährlich wollte und konnte meine Fraktion so nicht stehen lassen.
Zumal im Landkreis Darmstadt-Dieburg eine Wohnungsknappheit, in Teilen sogar eine Wohnungsnot gegeben ist. Sozialer Wohnraum ist ein rares Gut. Und jede Verhinderung von Obdachlosigkeit schafft nicht nur soziale Sicherheit für die betroffenen Menschen. Jede Verhinderung von Obdachlosigkeit schützt auch die klammen Städte und Gemeinden vor unnötigen Kosten und Anmietungen. Und auch für den Landkreis bedeutet jede verhinderte Obdachlosigkeit die Vermeidung von sozialen Folgekosten.
Ich erinnere an die Statistik aus dem Jahresbericht der PASO gGmbh: Im Zeitraum von 2021 bis 2023 hat die Fachstelle insgesamt 780 Personen ihre Wohnung gesichert, 285 von diesen waren Kinder. Mit jedem in die Fachstelle investierten Euro spart die kommunale Familie 5,82 € an Folgekosten!
Deswegen hatten wir den Antrag gestellt, dass die Landkreisverwaltung alle Möglichkeiten prüfen soll, um alternative Finanzierungen zu ermitteln. Dem Antrag wurde bis heute nicht zugestimmt. Dennoch sind wir hocherfreut, denn der Antrag ist umgesetzt. Zu verdanken haben wir das dem Träger der Fachstelle für Wohnungsnotfälle, der PASO gGmbH. Die Mitarbeitenden des Trägers haben es mit ihrem enormen Engagement, fachlichen Know-how und Beharrlichkeit vermocht, die Bewerbung beim europäischen
Sozialfond erfolgreich durchzubringen.
Sie erhalten Mittel aus dem EU-Förderprogramm – Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen, kurz „EhAP Plus“. Sie haben die Finanzierung ihrer wertvollen Arbeit für vier Jahre mit einem Gesamtvolumen von 1 Million Euro abgesichert. Der Landkreis muss jährlich Komplementärmittel in Höhe von ca. 11.000 bis 12.000 € beisteuern. Hierüber beschließen wir in der Vorlage.
Wie gesagt, der Dank geht an die PASO gGmbH und ihre Mitarbeitenden sowie alle anderen gemeinnützigen Träger wie bspw. Horizont e. V., die in diesem Segment der sozialen Arbeit für die Menschen in unserem Landkreis unterwegs sind.