Von: Claudia Schlipf-Traup, Fraktionsvorsitzende in Doppelspitze BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
TOP 26, Vorlage 5184-2024/DaDi, Ehrenamtliche Potenziale erschließen – Antrag Grüne
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Damen und Herren,
ja, es gibt schon viele Bemühungen des Landkreises, ehrenamtliches Engagement z. B. unter anderem in Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur im Kreisgebiet Darmstadt-Dieburg zu fördern. Und, wer ein Ehrenamt ausüben will, findet eine Möglichkeit. Insoweit stimmen wir den Argumenten zu, die im Ausschuss gegen unseren Antrag mit der Aufforderung geäußert wurden, ihn zurückzuziehen.
Unser Antrag zielt jedoch darauf ab, eine spezifische Zielgruppe zu erreichen und die aktuelle besondere gesellschaftliche Situation zu betrachten.
Deutschlandweit erreichen nach einer aktuellen Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft 19,5 Millionen Erwerbstätige, sog. „Babyboomer“, bis 2036 das Renteneintrittsalter. Es kommen jedoch nur 12,5 Millionen erwerbsfähige Personen in dieser Zeit auf den Arbeitsmarkt nach. Hier entsteht eine Lücke, die dazu führt, dass viele Standards u. a. in Dienstleistung, Pflege und Sozialem nicht mehr erfüllt werden können. Die negativen Auswirkungen auf unser Zusammenleben müssen mit vielen kreativen Maßnahmen in ganz vielen Bereichen verringert werden.
Mit unserem Antrag machen wir dazu einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Vorschlag.
Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Durchschnittlich sind die Menschen aufgrund des medizinischen Fortschrittes und der Verbesserung des Lebensstandards bis in ein höheres Alter geistig und körperlich leistungsfähig. Gleichzeitig sind die Anforderungen im Erwerbsleben gestiegenen. Viele Menschen scheiden deshalb in den nächsten Jahren aus, behalten aber einen großen, wertvollen Erfahrungsschatz und viel Wissen aus ihrem Berufsleben.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich eine aktive Gestaltung der Zeit nach dem Erwerbsleben, verbunden mit sozialen Kontakten, positiv auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt. Es profitieren also die, die sich engagieren, genauso wie die Gesellschaft von einem ehrenamtlichen Engagement.
Wir, die wir hier sitzen, sind in der Regel ehrenamtserfahren. Wir kennen die Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, wissen, an welche Stellen wir uns wenden können, wenn wir uns ehrenamtlich engagieren wollen.
Mit unserem Antrag wollen wir jedoch erreichen, dass die Personen für das Ehrenamt gewonnen werden, die ihre berufliche Tätigkeit beendet und bisher noch keine oder wenig Berührung damit gehabt haben.
Es stellen sich die Fragen:
Wo und über welche Kanäle kann man sie ansprechen?
Wie kann ihr Interesse geweckt und die Motivation für ein freiwilligen Engagement erhöht werden?
Welche Strukturen und welche Unterstützung brauchen sie, um die richtige Aufgabe für sich zu finden und ausüben zu können?
Besteht die Möglichkeit mit Firmen, Berufsverbänden oder anderen Institutionen zu kooperieren, Kampagnen und Programme zu entwickeln, um die Zielgruppe zu erreichen?
Um eine spezifische Zielgruppe zu erreichen, braucht es spezifische Methoden und nicht das Gießkannen-Prinzip.
Die sog. „Baby-Boomer“ werden im Erwerbsleben fehlen. Wir wollen mit unserem Antrag Wege finden, wie sie ihre Potenziale weiterhin einbringen und gleichzeitig ihren altersentsprechenden Bedürfnissen nachkommen können. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Wir bitten Sie deshalb um Zustimmung zu unserem Antrag.